Mit diesem Beitrag möchte ich einmal auf ein Thema aufmerksam machen, was mir sehr am Herzen liegt… Angehörigenarbeit
„Wissen sie Frau Dörner, mich fragt nie jemand, wie es mir eigentlich geht mit all dem hier!“ und ich leicht beschämt, da ich es zuvor auch noch nicht tat, fragte sie! Meine Frage löste eine Tränenflut und ein intensives Gespräch unter vier Augen aus! Es war fast, als löste ich ein Ventil, dass schon so lang darauf gewartet hat!
Das betroffene Patient*innen medizinisch, sowie therapeutisch unterstützend oder genesend betreut werden, hat hohe Priorität! Aber was ist eigentlich mit ihren Angehörigen? Was ist eigentlich mit den Menschen, die sie pflegen oder mit ihnen leben?
Ich habe Partner*innen und Ehegatten gesehen, die durch ihre Fürsorge und Selbstaufgabe das eigene Wohlergehen völlig aus den Augen verloren und selbst krank wurden! Frauen und Männer, die ihre Arbeit aufgegeben haben, um ihre Liebsten zu pflegen und immer bei ihnen zu sein! Ich habe es erlebt, dass Partnerschaften zerbrochen sind und der Mann, der mir anfangs noch immer die Tür öffnete, plötzlich weg war, weil er es nicht mehr aushielt! Ich habe Hilflosigkeit und Unwissenheit gesehen!
Wie mag es sich anfühlen, wenn der geliebte Ehemann nach einem Schlaganfall plötzlich nicht mehr richtig sprechen kann, im Rollstuhl sitzt und nichts mehr ohne Hilfe kann? Wenn eine neurologische Erkrankung wie z.B. Parkinson, ALS oder Multiple Sklerose Besitz vom Leben eines ehemals gesunden Menschen ergreift? Wenn die Frau plötzlich der „Mann“ im Haus ist, Rasen mähen oder sich mit der Reparatur der kaputten Heizung befassen muss? Und je höher das Alter der Patient*innen und ihrer Angehörigen ist, umso gravierender sind diese Umstellungen. Wie mag es sich anfühlen, wenn Harmonie und Liebe, plötzlich Aggression und Unzufriedenheit weichen? Wie mag es sich anfühlen, wenn die geliebte Frau plötzlich kaum verständlich ist und ganz anders aussieht, wie sie da im Rollstuhl sitzt, mit ihrer hängenden Gesichtshälfte und dem gelähmten Arm? Wenn das Kochen und Putzen und Wäsche machen plötzlich auch alles am Mann des Hauses hängt? Wie ist es, wenn Fröhlichkeit der Depression weicht? Was hat dies alles für einen Einfluss auf die Partnerschaft und Ehe, oder das Verhältnis von Kindern und Eltern?