Latetalker

Ein Thema, welches in der Logopädie immer wieder eine große Relevanz hat, ist das stetige Phänomen um den verspäteten Sprachbeginn. Ein Kind, welches keinerlei Auffälligkeiten in den Entwicklungsbereichen Kognition, Motorik, Psychosoziale Entwicklung, oder dem Hörvermögen, jedoch ein Zurückbleiben in der Sprachentwicklung aufweist, nennt man Latetalker.

Latetalker (Spätsprecher)…Kinder, die am Ende ihres zweiten Lebensjahres weniger als 50 Wörter in ihrem aktiven Wortschatz haben.

Zunächst einmal möchte ich betonen, dass der Begriff Latetalker keine Störung klassifiziert, sondern erst mal eine wertungsneutrale Aussage darüber darstellt, dass die Mehrheit der gleichaltrigen Kinder einen früheren Sprachbeginn zeigt. Allerdings wird diese Verspätung von einem großen Teil der Fachwelt als Risiko für eine spätere Sprachentwicklungsstörung angesehen. Es besteht eine ca. 50%ige Chance den Sprachentwicklungsstand im dritten Lebensjahr aufzuholen. Dann sprechen wir von den „Late Bloomern“ (Spätblühern). Es besteht aber ein ebenso hohes Risiko, einen unterdurchschnittlichen Sprachentwicklungsstatus langfristig beizubehalten, bzw. Symptome einer Sprachentwicklungsstörung auszubilden.

Jedes fünfte Kind in Deutschland, genauer bis zu 20% aller Kinder werden Ende des zweiten Lebensjahres als Latetalker kategorisiert. (Sonja Utikal, vom Deutschen Bundesverband für Logopädie, dbl-ev.) Rund ein Drittel, bis die Hälfte dieser Kinder holt den Rückstand auf ( Late Bloomer ). Doch im Umkehrschluss bedeutet das, dass mindestens eines von zehn Kindern nach dem dritten Geburtstag mit der Sprache „kämpft“ und Unterstützung braucht…

Was ist, wenn ich vermute mein Kind könne ein Latetalker sein? Was mache ich, wohin wende ich mich?

Hier mal ein praxisnahes Beispiel… Mein Kind, 2 Jahre alt, spricht sehr wenig. Erste Unsicherheiten machen sich breit, vor allem wenn das Umfeld beginnt mich darauf „lieb gemeint“ hinzuweisen, oder ich selbst beginne zu vergleichen, denn gefühlt ALLE gleichaltrigen Kinder sprechen soviel mehr! Ich warte noch ab und bei der nächsten ärztlichen Untersuchung spreche ich das Thema einmal an! Man sagt mir ich solle abwarten, das gibt sich schon noch von ganz allein, „Ihr Kind ist einfach noch zu faul zum Sprechen!“. Na gut… dann warte ich noch ab! Bald aber feiern wir seinen dritten Geburtstag und mein Kind spricht nach wie vor nur wenige vereinzelte Worte, oder kommuniziert über Lautmalereien! Langsam frustriert es mich, auch die ständigen Kommentare der Anderen! Ich gehe erneut zum Kinderarzt und dieser sagt mir wieder, dass ich abwarten solle, es gebe sich schon noch und Logopäden können bei einem Kind eh frühestens mit 5 Jahren beginnen zu therapieren… STOP!!!!

Vielleicht klingt die dargestellte Situation überspitzt, aber genauso habe ich es mittlerweile sehr oft erlebt!!!

Spricht ein 2-jähriges Kind, welches gesund und physisch und psychisch altersgerecht entwickelt ist, weniger als 50 Worte, sollten die Eltern aufmerksam werden, die Sache beobachten und es beim Kinderarzt ansprechen! Denn natürlich gibt es auch Kinderärzt*innen, die auf dieses Thema eingehen, es kennen und Rat wissen.

Das Zeitfenster zwischen dem 2. und 3. Lebensjahr ist dann entscheidend. Bleibt der oder die kleine „Spätsprecher*in“ ein Latetalker, oder entwickelt er/sie sich zum Late Bloomer? Findet man beim Kinderarzt keine Unterstützung, besteht immer die Möglichkeit sich direkt an Logopäd*innen zu wenden. Eine frühe Diagnostik kann auch bei so jungen Kindern schon durchgeführt werden! Diese beruht dann auf drei Informationsquellen: Testverfahren, gezielte Beobachtung, Erfragen der Eltern mit Hilfe von Fragebögen.

Ich biete Diagnostik- und Beratungstermine an, die vielen Eltern schon weitergeholfen haben, einen richtigen Weg einzuschlagen. Ich kann Eltern zu einer Therapie raten und helfen, beim Arzt Gehör zu finden. Ich kann Eltern aber auch ihre Sorgen und Ängste nehmen, indem ich ihnen verdeutliche, dass ihr Kind auf einem guten Entwicklungsstand ist und mit dem Beginn einer Therapie noch etwas gewartet werden kann.

„Wait and see“…oftmals nicht die richtig und in Zeiten der heutigen guten therapeutischen Versorgungsmöglichkeiten einfach unnötig.

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