„Ach das verwächst sich noch!“
„Das Kind lernt das in der Schule!“
„Ein Kind mit drei zu therapieren, ist überhaupt nicht möglich!“
„Logopädie wirkt erst ab sechs!“
„In Afrika können ja auch alle reden, ohne dass sie Logopädie gehabt hätten, geht also auch ohne!“
„Beschäftigen sie sich und üben sie einfach selbst mit dem Kind zu Hause!“
„Kinder von Akademikern bekommen von mir keine Verordnung!“
„Vor dem Zahnwechsle ist Logopädie total unsinnig!“
„Von einer logopädischen Behandlung ihrer Tochter (3;6J.) rate ich dringend ab, das könnte dem Kind schaden!“
„Kinder lernen das schon irgendwann von allein und nur durch die kindliche Kohorte im Kindergarten!“
„Ihr Kind (4;5 J.) ist überhaupt noch nicht soweit für Logopädie!“
So und ähnlich werden Eltern von Ärzten manchmal abserviert, wenn sie das Thema Logopädie während eines Arztbesuches ansprechen. Und versteht mich jetzt nicht falsch, ich möchte niemanden an den Pranger stellen, denn ich weiß, es gibt durchaus ambitionierte Ärzt*innen, die der Logopädie sehr positiv gegenüberstehen. Leider sind aber die, deren Münder diese Zitate entstammen, in der Überzahl! Kürzlich hatte ich ein Telefonat mit einem Facharzt (!), welches sehr hitzig verlief, weil ich die Unwahrheiten und die Vermittlung eines Bildes meiner Arbeit und meines Berufsstandes vor einer Mutter, einfach nicht mehr so hinnehmen wollte!!!!
Man kann einfach keine pauschale Aussage dazu machen, wann bei einem Kind mit einer Therapie begonnen werden kann! Die Sprachentwicklung und allgemein die Entwicklung eines Kindes verläuft nicht einschienig und starr! Sprache ist vielseitig und komplex und ganz individuell von Kind zu Kind zu betrachten! Die sprachlichen Ebenen sind komplex und jede hat ihr eigenes Tempo in der kindlichen Sprachentwicklung. Natürlich kann mit einem dreijährigen Kind, welches starke Einschränkungen im Wortschatz hat eine logopädische Behandlung begonnen werden! Würde ich bei diesem Kind auch schon ein reines Lispeln therapieren? NEIN, denn dafür fehlt es noch an feinmotorischer Reife! Natürlich kann ich mit einem 4-jährigen Kind, welches phonologische Prozesse ( z.B. /sch/ – /s/, /r/ – /h/, /k/- /t/…) aufweist, eine logopädische Therapie beginnen! Therapiere ich bei diesem Kind schon Einschränkungen in Morphologie und Syntax? NEIN, dafür fehlt es noch an Reife! Natürlich kann ich mit einem Kind auch vor einem Zahnwechsel mit einer logopädischen Therapie beginnen, denn die Zunge hat sowieso nichts an oder zwischen den vorderen Schneidezähnen zu suchen!
Eltern müssen teilweise darum kämpfen gehört und Ernst genommen zu werden und das ist in meinen Augen ein Missstand! Ein Missstand, der auf Unwissenheit, fehlendem Interesse oder der Sorge ums Budget basiert und sowas macht mich wütend! Oft wird zu spät mit einer Behandlung begonnen und sich dann echauffiert, dass zu viele Verordnungen benötigt werden, um eine manifestierte Sprachstörung zu therapieren!
„Es tut mir leid, ich habe keinen Zauberstab, den ich schwingen kann, um die Sprachstörung wegzuzaubern!“ Hex, hex….das ist es, was mir manchmal einfach nur übrig bleibt zu sagen!
Ich lege Eltern immer wieder ans Herz, wenn der Wunsch besteht, das Kind aus gegebenem Anlass logopädisch betreuen zu lassen, dann sollen sie sich stark machen! Und wenn an den Arzt/die Ärztin kein Herankommen ist, dann direkt an Logopäd*innen wenden! Ich z. B. biete sehr oft Beratungs- und Diagnostiktermine an und kann somit helfen, Sorgen und Ängste zu nehmen und wenn nötig zum Beginn einer Behandlung raten!